Motorrad fahren ein Ausdruck von Freiheit. Jedoch sind Biker im Straßenverkehr zusammen mit Fahrradfahrern die gefährdetste Gruppe: Allein 2019 verunglückten fast 30.000 Motorradfahrer auf deutschen Straßen- Kleinkrafträder nicht mit eingerechnet! Dabei verunglückten 542 Motorradfahrer bei schweren Unfällen tödlich.
Aufgrund der geringen Knautschzone und der hohen Geschwindigkeit, die ein Motorrad erreichen kann, sind häufig schwere Verletzungen und Sachschäden die Folge eines Motorradunfall.
Häufigster Unfallgegner ist hierbei der PKW. In mehr als 80 Prozent der Zusammenstöße eines Motorradfahrers im Straßenverkehr war der Unfallgegner Autofahrer. Der ADAC geht davon aus, dass mehr als zwei Drittel dieser Unfälle durch den PKW-Fahrer verursacht wurden.
Erhalte ich ein Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall?
Wenn Sie als Biker bei einem Motorradunfall Verletzungen erlitten haben, haben Sie für die erlittenen Schmerzen, die Einschränkungen im Alltag und bei schweren Verletzungen für die dauerhaften Folgen Anspruch auf Schmerzensgeld.
Grundlage für das Schmerzensgeld ist jeweils eine Haftungsanspruchsnorm in Verbindung mit dem § 253 BGB. Als Haftungsanspruchsnorm im Straßenverkehr kommt regelmäßig § 7 StVG, § 18 StVG und § 823 BGB in Betracht. Es genügt, dass eine dieser Normen erfüllt wurde.
Schmerzensgeld ist ein „immaterieller Schadensersatz“. Normalerweise kann bei einem Schadensersatz nur das gefordert werden, was einem als „unfreiwillige Vermögenseinbuße“ durch einen anderen genommen wurde.
Ein immaterieller Schadensersatz hingegen ersetzt keine Vermögenseinbußen die Sie hatten, wie beispielsweise Reparaturkosten, sondern soll einen subjektiven Schmerz ausgleichen. Das Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall soll damit eine billige Entschädigung in Geld darstellen, um die erlittenen Schmerzen, Verletzungsfolgen etc. angemessen auszugleichen. Damit ist das Schmerzensgeld nicht mit der Entschädigung Ihrer Heilbehandlungskosten zu verwechseln.
Nach einem Motorradunfall, bei dem Sie als Biker verletzt worden sind, haben Sie damit sowohl Ansprüche auf Schadenersatz (Beschädigtes Motorrad, beschädigter Helm etc.) als auch Anspruch auf ein Schmerzensgeld
Wieviel Schmerzensgeld erhalte ich nach einem Motorradunfall?
Wieviel Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall Ihnen zusteht, hängt entscheidend von Ihren individuellen Verletzungen und den Verletzungsfolgen ab. Grundsätzlich soll das Schmerzensgeld die Verletzung oder Gesundheitsschädigung „angemessen“ kompensieren (§ 253 BGB). Sie soll eine billige Entschädigung in Geld darstellen. Billig meint damit nicht gering oder wenig, sondern stellt auf die Angemessenheit ab.
Wann aber eine Entschädigung als angemessen angesehen wird, kann schwer zu ermitteln sein. Häufig stößt man bei dem Versuch, selber ein Schmerzensgeld zu ermitteln, im Netz auf den Begriff der Schmerzensgeldtabelle. Eine Schmerzensgeldtabelle ist eine Sammlung von ausgewählten Urteilen, in denen Gerichte einem Unfallopfer ein Schmerzensgeld für den jeweils individuellen Fall zuerkannt haben. Die am häufigsten genutzte Schmerzensgeldtabelle ist die von Hacks / Wellner / Häcker, früher auch als ADAC-Schmerzensgeldtabelle bezeichnet. Diese Tabellen sind jedoch nicht kostenlos verfügbar.
Allerdings kann die Schmerzensgeldtabelle nur einen ersten Anhaltspunkt für das Ihnen zustehende Schmerzensgeld bieten. Ihr Schmerzensgeld ist immer in freier richterlicher Beweiswürdigung gem. § 287 ZPO unter Berücksichtigung aller Schäden und Umstände Ihres spezifischen Motorradunfalls festzusetzen. Zudem ist die Schmerzensgeldtabelle nur der erste Anhaltspunkt. Es muss stets auch das vollständige Urteil geprüft werden, um prüfen zu können, welche individuellen Verletzungsfolgen das Unfallopfer im entschiedenen Fall erlitt.
Dabei ist wichtig zu wissen: In rund 95-98% aller Fälle wird das Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall in Deutschland außergerichtlich erwirkt. Diese Informationen finden sich in keiner Schmerzensgeldtabelle wieder und sind auf die harten und langjährigen Verhandlungen der Rechtsanwälte mit der gegnerischen Versicherung zurückzuführen.
Eine deutlich bessere Alternative bildet hier Deutschlands erster Schmerzensgeldrechner von VINQO. Sie können als verletzter Biker kostenfrei Ihre Verletzung und körperlichen Schäden eingeben und erhalten auf Grundlage tausender Urteile eine erste, unverbindliche Soforteinschätzung des Höhe des Schmerzensgeldes, das Ihnen zustehen könnte.
Motorradunfall Schmerzensgeld Urteile
In Deutschland wird die Höhe des Schmerzensgeldes zurückhaltend ausgeurteilt. Millionenbeträge sind die Ausnahme, kommen jedoch bei Unfallopfern mit schweren Leiden auch vor – dann allerdings in Form einer Rente.
Wie oben bereits erwähnt, ist das Verletzungsrisiko bei einem Motorradunfall für Biker besonders hoch. Deshalb muss die gegnerische Versicherung nicht selten ein hohes Schmerzensgeld bei einem Motorradunfall zahlen.
Aber auch kleinere Verletzungen führen zu einem Schmerzensgeldanspruch. Hier eine kleine Auswahl:
Schmerzensgeldbetrag * | Verletzungsform |
150.000,00 € | Amputation des Unterschenkels (die Motoradfahrerin fordert 2.700.000,00€ mehr, das Gericht befand, dass 150.000,00 € angemessen seien) |
44.390,25 € | Schwere Kopfverletzungen, auch 20 Jahre später traten noch Krampfanfälle auf |
25.361,27 € | Oberschenkelfraktur, diverse Prellungen und Quetschungen, die Dauer des Krankenhausaufenthaltes: 18 Tage; Dauer der nachfolgenden Krankschreibung :10 Monate |
14.263,25 € | Radiusköpfchenmehrfragmentfraktur mit Dauerschaden des Ellbogens und hierdurch eine Minderung der Erwerbsfähigkeit von 10 %. |
1.405,75 € | Distorsion des Sprunggelenkes sowie eine Außenbandzerrung und mutliple Prellungen |
842,40 € | Schulterprellung nach Motorradsturz mit Bluterguss und Bewegungseinschränkung. |
*Inflation bereits mit einberechnet, Stand 2020.
Dabei kommt es bei der Ermittlung des Schmerzensgeldes stets auf Ihren Einzelfall an. Deshalb lässt sich das Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall bei schweren Verletzungen der Höhe nach zumeist erst dann zutreffend ermitteln, wenn die Folgen der Verletzungen vollends absehbar sind.
Anwalt für Schmerzensgeld bei einem Motorradunfall einschalten?
Aufgrund der häufigen Gelenkverletzungen sollten Sie von Beginn an einen Rechtsanwalt oder einen Rechtsdienstleister mit der Durchsetzung Ihres Schmerzensgeldes beauftragten. Hier gilt es nämlich immer Langzeitfolgen zu prüfen und bei der Bezifferung des Schmerzensgeldes angemessen zu berücksichtigen.
Auf der Gegenseite steht eine Versicherung, die nach einem Motorradunfall möglichst wenig Schmerzensgeld an Sie zahlen will. Deshalb sollten Sie, um auf Augenhöhe mit der Versicherung verhandeln zu können, bereits unmittelbar nach dem Unfall einen Anwalt beauftragen, um bei der Dokumentation Ihren Verletzung und Schmerzen keine Fehler zu machen, die dazu führen können, dass Ihnen weitaus weniger Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall gezahlt wird, als mit einer fundierten Dokumentation. So sollten Sie nach einem Motorradunfall beispielsweise stets ein Schmerztagebuch führen, in dem Sie genau Ihre Schmerzen und Einschränkungen im Alltag festhalten.
Gleichzeitig übernimmt ein Anwalt für Sie die gesamten, häufig zähen, Verhandlungen mit der gegnerischen Versicherung und stellt sicher, dass Tricks wie eine Abfindung oder Einwilligungserklärung nicht gutgläubig von Ihnen unterzeichnet werden.
Das Gute: Mit VINQO müssen Sie keine Angst vor hohen Rechtskosten eines Anwalts haben! Durch unser Erfolgshonorar ist die gesamte Beauftragung ohne Kostenrisiko und Sie können sicher sein, dass Ihre Schäden und Ihr Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall bestmöglich durchgesetzt werden. Alternativ können Sie kostenfrei unsere Erstberatung nach einem Motorradunfall nutzen und so neben unserem Ratgeber weitere nützliche Tipps zur weiteren Abwicklung mit gegnerischen Versicherung erhalten.
Mitverschulden bei einem Motorradunfall – die Helmpflicht?
Unter Umständen kann ein Mitverschulden des Bikers dazu führen, dass sein Schadensersatzanspruch und sein Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall gekürzt werden. Gemäß § 254 BGB ist das eigene Verschulden des Bikers von seinen Ansprüchen quotenmäßig abzuziehen.
Beispiel: Wenn Sie als Biker den Schaden zu 30 % verursacht hat, führt dies dazu, dass er 30 % des Schadens nicht ersetzt bekommt und selber tragen muss. Beim Schmerzensgeld ist die Quotelung nicht vollends zulässig, wird jedoch häufig gleichwohl so übertragen.
Helmpflicht verletzt
Anders als Radfahrer sind Biker gesetzlich dazu verpflichtet, einen Helm zu tragen. Verstoßen Sie gegen diese Helmpflicht, dann geht die Rechtsprechung davon aus, dass mit Helm der Schaden geringer ausgefallen wäre- und Sie daher eine Mitschuld an Ihren eigenen Verletzungen trifft.
Dies gilt natürlich nur für Kopfverletzungen, denn genau vor diesen schützt der Helm ja nur. Je nach Einzelfall schwanken dabei die Quoten, um die sich der Anspruch mindert. Bisher wurden hier bereits Quoten von 5 bis 20 Prozent durch die Rechtsprechung benannt.
Bei dem Unfall ist die Motorradbekleidung oder der Helm beschädigt worden? Lesen Sie in unseren Beiträgen zu den Themen Schadensersatz für Motorradbekleidung und Motorradhelm erhalten alles wissenswertes!
Keine Motorradkombi getragen
Ob das Nichttragen von Schutzkleidung auch zu einem Mitverschulden des Motorradfahrers führt, ist in der Rechtsprechung noch nicht vollständig ausgefochten. So urteilte das OLG Düsseldorf im Jahr 2019:
„Dem Kläger ist es aber nicht als Verschulden gegen sich selbst (§ 254 Abs. 1 BGB i.V.m. § 9 StVG) anzulasten ist, dass er außer einem Motorradhelm keine Schutzkleidung getragen hat. Denn es ist nicht festzustellen, dass es im Jahr 2014 dem allgemeinen Verkehrsbewusstsein entsprach, zum eigenen Schutz neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Motorradhelm weitere Motorradschutzkleidung zu tragen.“ (OLG Düsseldorf, Urteil vom 24. September 2019 –I-1 U 82/18)
Teilweise bejahen jedoch Gerichte eine Notwendigkeit, zumindest wenn es um Motorradschutzbekleidung an den Beinen geht. (OLG Brandenburg, Urt. vom 23.7.2009, 12 U 29/09; OLG Saarbrücken, Beschluss v. 12.3.2015, 4 U 187/1).
Das Tragen der Schutzkleidung kann bei einem Unfall in der Regel zu erheblichen Streitigkeiten über die Höhe des Schmerzensgeldes führen, da Ihr Anspruch auf Schmerzensgeld wenigstens anteilig gekürzt wird.
FAQ Schmerzensgeld
Ein Arzt- oder Krankenhausaufenthalt ist ein starker Indikator für die Schwere der erlittenen Verletzungen und damit für die Höhe Ihre Schmerzensgeldes. Häufig lassen sich anders Verletzungen nicht feststellen (Rippenprellung, Beckenringfraktur etc.)
Sie erhalten auch ohne Anwalt ein Schmerzensgeld, allerdings sind fast immer schwere Fehler und eine viel zu geringes Schmerzensgeld die Folge.
Ist der Schädiger oder sein Kennzeichen bekannt, gilt die Regelverjährungsfrist von drei Jahren.
Das hängt vom Einzelfall ab und muss immer individuell geprüft werden. Eine erste Einschätzung der Ihnen zustehenden Entschädigung bietet der Schmerzensgeldrechner von VINQO.